
Heute möchte ich euch meine selbst gemachte Porzellanpuppe zeigen, verbunden mit einem Kindheitserlebnis.
Leider hatten wir als Kinder kein Spielzeug, da wir DDR Flüchtlinge waren und meine Mutter mit 2 Kindern im Kinderwagen (1/2 Jahr und 2 1/2 JAHRE) floh. Wir kamen ins Ruhrgebiet, weit weg von allen Verwandten meiner Mutter, die aus Ostfriesland kam und meine Eltern mussten sehen wie sie klar kamen. Sie selber hatten nichts, da sie in der DDR, woher mein Vater kam und sie sich eine Existenz aufgebaut hatten, alles stehen und liegen lassen mussten. Mein Vater war zunächst arbeitslos, da er Instrumentendreher war und im Ruhrgebiet dieser Beruf nicht gebraucht wurde. So hungerten sie sich nach und nach erst wieder etwas zusammen und da war es klar das Spielzeug das letzte war, was dran kam. Inzwischen waren wir 3 Geschwister geworden.
Jahre später bekam ich zu Weihnachten eine Schildkrötenpuppe und gab ihr den Namen Lotte. Ich fand sie wunderschön, obwohl die Puppen ja damals noch keine Haare hatten. Sie hatte angedeutete Zöpfe, die zu „Schneckennudeln“ aufgerollt waren, aus Kunststoff angedeutet. Sie war mein ein und alles. Dann kam die Hochzeit einer Nachbarstochter. Bei uns war es Brauch, dass wenn jemand heiratete, ein Puppen- oder Kinderwagen mit Puppe und Puppenkleidung aufgestellt wurde. Eine Leine wurde gespannt und Puppenwäsche daran aufgehängt, das sollte Kindersegen symbolisieren. Also lieh meine Mutter der Nachbarin meine Lotte, die stellte aus Platzmangel den Puppenwagen aufs Vordach und spannte die Leine mit der Puppenwäsche zum Badezimmerfenster zu sich ins Erdgeschoß hinunter. Am nächsten Morgen als sie ins Bad kam, sah sie nur die Leine und fing an an ihr zu ziehen, nicht mehr daran denkend das der Puppenwagen ja auch daran befestigt war. Es kam was kommen musste: Der Puppenwagen fiel mit der Puppe vom Vordach und meine Lotte war kaputt. Ich bekam dann zwar irgendwann Ersatz, aber das war nicht meine Lotte. Damit war für mich das mit den Puppen spielen schnell vorbei. Und da man sich bei Kindern nicht zu entschuldigen brauchte, war bei der Nachbarin das Ganze schnell vergessen. Das war ein einschneidendes Erlebnis, an das ich mich heute mit dem Verlustgefühl noch gut erinnern kann!

Das ist Suzie. Diese Porzellanpuppe habe ich in einem Kurs selbst gemacht, gegossen, bemalt, geschminkt usw. Ich war richtig stolz sie so hinbekommen zu haben. Sie sitzt zur Dekoration in einem Schrank. Sie hat zwar eine Echthaarperücke von mir bekommen, aber leider lassen sich die Haare ganz schlecht kämmen. Wenn ich diese Puppe sehe muß ich immer auch an Lotte denken, obwohl das ganze so lange zurück liegt.
Habt ihr auch manchmal so Erinnerungen die immer wieder hochkommen, obwohl man glaubt man hat sie verarbeitet oder überwunden?
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche