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30.12.09

Es begab sich aber zu der Zeit... Teil 7

Der alte Hirte blickte auf, als eine Eule sich über ihm auf den Zweig eines Olivenbaumes setzte. Der Himmel, der eben noch leise und ruhig gewesen war, leuchtete nun vom Licht Dutzender Sterne. Das Funkeln am Westhimmel schien zur Erde herunter gekommen zu sein wie die Herrlichkeit der Feuersäule, die Israel einst durch die Wüste geführt hatte. Es hing nun über der Straße zwischen der Karawane und Bethlehem und schien sich um die eigene Achse zu drehen, und mit jeder Drehung funkelte es heller und leuchtender.
Oznis Nackenhaare sträubten sich in dunkler Vorahnung. War das ein Wunder … oder böses Ohmen.

Auf dem Feld draußen hüpfte das Lämmchen vom Schoß seines Hirten herunter. Ozni merkte dass das Tier wegsprang, aber er reagierte nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Wunder am Himmel über der Straße nach Bethlehem.
„Bei allem, was heilig ist“, murmelte er und wünschte sich, er hätte das Herz eines Priesters oder wenigstens eines Dichters, um das ergreifende Schauspiel angemessen beschreiben zu können. „was soll das nur sein?“
Er wandte sich um, als ein kalter Wind an ihm vorbeiblies, und sah dann zu seinem Lämmchen hin. Das Tier stand ganz still und schien die Bewegung von etwas zu beobachten, das sich zu Oznis Linken befand. Er drehte sich wieder um und erwartete, hinter sich einen Reisenden zu sehen. Ein Fremder stand am Straßenrand.

Ein Fremder, wie Ozni noch nie einen gesehen hatte. Er fuhr zurück und auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Der Mann schien von innen her zu leuchten!
„Hab keine Angst“, sagte der Fremde, „ich bringe dir eine gute Botschaft von großer Freude … die allen gilt.“
Ozni merkte wie sich ihm der Hals zusammenzog. Gute Botschaften waren nie für ihn bestimmt. Er war ein Ausgestoßener, ein Unreiner, der gerade noch gut genug war, draußen auf dem Feld bei den Tieren zu sein. Er und Seinesgleichen lebten wie die Tiere draußen und hatten nicht das Recht, den Tempel zu betreten, eine Synagoge oder auch das Haus einer anständigen Familie.
Das Haar des Fremden schien im Licht des hell leuchtenden Sterns zu strahlen. „Die gute Botschaft gilt allen“, wiederholte er. „Der Erlöser – ja der Messias, der Herr selbst – ist heute Nacht in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren. Und so wirst du ihn erkennen: Du wirst in einem Stall ein Kind finden, das in einer Futterkrippe liegt und in Tücher eingewickelt ist.“
Ozni betrachtete ihn, immer noch sprachlos, als ein neuer Windhauch an ihm vorbeifuhr und der Fremde so plötzlich verschwand, wie er gekommen war.
Der Hirte trat einen halben Schritt zurück und sah zur Erde. Ob das hier wohl das Geschenk war, auf das er gehofft hatte? Er hatte ein Leben lang auf das Geschenk gewartet, das sein Vater ihm versprochen hatte, und vielleicht war es nun erschienen … nein, ganz bestimmt war es nun erschienen. Ein Engel war gekommen und hatte eine Botschaft übermittelt, die die ganze Welt verändern würde.
Oder war das alles nur ein Traum?
Der Alte setzte einen zögernden Fuß auf die Straße nach Bethlehem. Hinter ihm blökte das kleine Lamm und machte Ozni bewusst, dass er nicht träumte. Das alles passiert tatsächlich.
„Also gut.“ Er drehte sich zu dem kleinen Lamm um und nahm es auf die Arme. „Du willst doch nicht ohne mich losgehen, oder?“

Er sah nach oben und erstarrte. Auf den Hügeln hinter ihm, wo Dutzende anderer Hirten ihre Herden für die Nacht zur Ruhe gebracht hatten, standen auch andere Männer und sahen von Ehrfurcht ergriffen, zu Bethlehem hinüber. Das Licht des Sterns tauchte sie alle in ein strahlendes Silber, und in diesem Augenblick wurde Ozni bewusst, das die Botschaft des Engels ihnen allen gegolten hatte.
Ausgerechnet ihnen, den Ausgestoßenen, hatte man von diesem Wunder berichtet.

Auszug aus dem Buch: Es begab sich aber zu der Zeit… von Angela Hunt - erschienen im Franke Verlag ©
( 240Seiten – zur Zeit im Sonderangebot: statt 9,95€ nur 1,77€)

Eingestellt mit freundlicher Genehmigung des Franke Verlages

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Passage in weißer Schrift ist der Originaltext des Buches.
 

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