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14.02.10

Lotte und Suzie


Heute möchte ich euch meine selbst gemachte Porzellanpuppe zeigen, verbunden mit einem Kindheitserlebnis.

Leider hatten wir als Kinder kein Spielzeug, da wir DDR Flüchtlinge waren und meine Mutter mit 2 Kindern im Kinderwagen (1/2 Jahr und 2 1/2 JAHRE) floh. Wir kamen ins Ruhrgebiet, weit weg von allen Verwandten meiner Mutter, die aus Ostfriesland kam und meine Eltern mussten sehen wie sie klar kamen. Sie selber hatten nichts, da sie in der DDR, woher mein Vater kam und sie sich eine Existenz aufgebaut hatten, alles stehen und liegen lassen mussten. Mein Vater war zunächst arbeitslos, da er Instrumentendreher war und im Ruhrgebiet dieser Beruf nicht gebraucht wurde. So hungerten sie sich nach und nach erst wieder etwas zusammen und da war es klar das Spielzeug das letzte war, was dran kam. Inzwischen waren wir 3 Geschwister geworden.
Jahre später bekam ich zu Weihnachten eine Schildkrötenpuppe und gab ihr den Namen Lotte. Ich fand sie wunderschön, obwohl die Puppen ja damals noch keine Haare hatten. Sie hatte angedeutete Zöpfe, die zu „Schneckennudeln“ aufgerollt waren, aus Kunststoff angedeutet. Sie war mein ein und alles. Dann kam die Hochzeit einer Nachbarstochter. Bei uns war es Brauch, dass wenn jemand heiratete, ein Puppen- oder Kinderwagen mit Puppe und Puppenkleidung aufgestellt wurde. Eine Leine wurde gespannt und Puppenwäsche daran aufgehängt, das sollte Kindersegen symbolisieren. Also lieh meine Mutter der Nachbarin meine Lotte, die stellte aus Platzmangel den Puppenwagen aufs Vordach und spannte die Leine mit der Puppenwäsche zum Badezimmerfenster zu sich ins Erdgeschoß hinunter. Am nächsten Morgen als sie ins Bad kam, sah sie nur die Leine und fing an an ihr zu ziehen, nicht mehr daran denkend das der Puppenwagen ja auch daran befestigt war. Es kam was kommen musste: Der Puppenwagen fiel mit der Puppe vom Vordach und meine Lotte war kaputt. Ich bekam dann zwar irgendwann Ersatz, aber das war nicht meine Lotte. Damit war für mich das mit den Puppen spielen schnell vorbei. Und da man sich bei Kindern nicht zu entschuldigen brauchte, war bei der Nachbarin das Ganze schnell vergessen. Das war ein einschneidendes Erlebnis, an das ich mich heute mit dem Verlustgefühl noch gut erinnern kann!



Das ist Suzie. Diese Porzellanpuppe habe ich in einem Kurs selbst gemacht, gegossen, bemalt, geschminkt usw. Ich war richtig stolz sie so hinbekommen zu haben. Sie sitzt zur Dekoration in einem Schrank. Sie hat zwar eine Echthaarperücke von mir bekommen, aber leider lassen sich die Haare ganz schlecht kämmen. Wenn ich diese Puppe sehe muß ich immer auch an Lotte denken, obwohl das ganze so lange zurück liegt.

Habt ihr auch manchmal so Erinnerungen die immer wieder hochkommen, obwohl man glaubt man hat sie verarbeitet oder überwunden?

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und eine gute Woche

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Oh je du bringst mich zu Weinen ..
ist nicht schlimm . Meine Mama hatte auch so eine Puppe ich versuche immer wieder so eine zu finden. Du schreibst so eine schöne Geschichte aus deinem Leben .

Ach je hätte es fast vergessen .
Deine Puppe ist wunderschön
Liebe grüße Christiane

Elisa hat gesagt…

Ja, auch bei mir kommen sehr oft Geschichten wieder hoch, die eigentlich verarbeitet sein sollten.

Ich finde Suzie guckt irgendwie total traurig.

Mona hat gesagt…

Wow,die sind aber schön.
Ich hatte früher auch so eine Lotte.
Meine Cousine aus dem"Westen"hatte sie mir geschenkt und sie wurde gehütet.
Irgendwann war sie verloren gegangen,leider.
Nun sammelt meine Mutter schon viele Jahre Schildkrötpuppen udn so erfreue ich mich,wenn ich bei ihr bin, an deren Anblick.
Ihc wünsche Dir eine schöne Zeit.
LG MOna

Anonym hat gesagt…

Die ist dir ja sehr gut gelunge, Guillita.

Schön das die alte zeiten vorbei sind, aber die geschichte sollen nicht vergessen werden.

GLG von Thea

Haasilein hat gesagt…

Oh ja !
Ich erinner mich an eine weiße Stoffkatze, sie war kaputt und ich hab mich nicht so recht getraut, sie zu flicken.
Weil aber immer mehr Füllung rauskam, hat meine Mutter gesagt, wenn du sie nicht flickst, werf ich sie weg.
Ich hab mich trotzdem nicht getraut, oder hab gehofft, meine Mutter macht das, sie kann es viel besser.
Eines Tages lag sie im Müll, zu spät....
Mit Erinnerungen ist es wie mit Büchern, wenn sie neu sind, hat man sie bei sich und später, dann stellt man sie ins Regal. Sie sind dann nicht bei einem, nicht direkt, aber manchmal, da kommt man an dem Regal vorbei, nimmt das Buch in die Hand und alles ist wieder da, ganz frisch.
Aber das ist doch auch in Ordnung, manchmal freut man sich dann, manchmal weint man. Muß man etwas verarbeitet haben, damit es mich nicht mehr traurig macht ? Wäre es nicht eher so, daß ich ein Teil meines Lebens, meiner Gedanken und meiner Erfahrungen verlieren würde, wenn es mich nicht mehr zum freuen oder weinen bringen würde ?

Liebe Grüße von Maren